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Erbe ausschlagen in der Schweiz – Voraussetzungen, Fristen und weitere Informationen

Erbe ausschlagen in der Schweiz – Voraussetzungen, Fristen und weitere Informationen

Ein Erbe wird aus den verschiedensten Gründen ausgeschlagen. Sehr oft sind die finanziellen Verhältnisse dafür verantwortlich. Wer nur Schulden erben würde, tut etwa gut daran, das Erbe auszuschlagen. Aber auch persönliche Gründe, etwa Streitigkeiten in der Vergangenheit, können der Anlass dafür sein, auf ein Erbe zu verzichten. Wie du herausfinden kannst, ob du ein Vermögen oder nur Schulden erben sollst, was du bei einer Ausschlagung des Erbes beachten musst, welche Folgen eine solche Erbausschlagung hat und worauf du bei einer allfälligen Anwaltssuche achten musst, erfährst du in diesem Artikel.

Wie lange habe ich Zeit für eine Erbausschlagung?

Mit der Erbausschlagung verzichtest du auf ein Erbe. Grundsätzlich beträgt die Frist dafür drei Monate ab dem Zeitpunkt, an dem du als gesetzlicher Erbe vom Tod erfahren hast. Das ist in den meisten Fällen das Todesdatum, aber nicht zwingend. Wenn du erst später vom Tod einer Person Kenntnis erhalten hast, beginnt die Frist erst ab diesem Zeitpunkt zu laufen.

Wenn du etwas erben sollst, weil jemand das Erbe ausgeschlagen hast, hast du einen Monat Zeit, um zu reagieren. In diesem Fall musst du aber das Erbe innerhalb dieses Monats ausdrücklich annehmen.

Wie finde ich heraus, ob ein Nachlass nur aus Schulden besteht?

Wenn die finanziellen Verhältnisse des Erblassers nicht klar sind, kannst du als Erbe innerhalb von einem Monat, ab dem du Kenntnis vom Tod dieser Person erhalten hast, verlangen, dass ein öffentliches Inventar aufgenommen wird. Die zuständige Behörde wird dann ein Verzeichnis der Schulden und der Vermögenswerte erstellen.

Ist das öffentliche Inventar erstellt, musst du danach entscheiden, ob du

  • das Erbe ausschlagen willst
  • die amtliche Liquidation verlangen willst – das bedeutet, alle Guthaben und Schulden werden aufgelöst und du erhältst mit den anderen Erben, was übrig bleibt
  • die Erbschaft unter öffentlichem Inventar annehmen willst – dann haften die Erben nur für Forderungen, die im Inventar aufgeführt wurden
  • die Erbschaft vorbehaltlos annehmen willst – bei dieser Art von Annahme der Erbschaft haften die Erben mit ihrem ganzen Vermögen für Schulden des Erblassers

In welchen Fällen ist es nicht möglich ein Erbe auszuschlagen, obwohl der Erblasser Schulden hatte?

Verschiedene Gründe können dazu führen, dass du ein Erbe nicht ausschlagen kannst, selbst wenn du nur Schulden erbst. Dies sind:

  • wenn du dir Erbschaftssachen aneignest
  • wenn du mehr tust, als das Nachlassvermögen nur zu verwalten
  • wenn du Nachlassgegenstände verheimlichst
  • wenn die Ausschlagungsfrist abgelaufen ist

Was geschieht, wenn jemand ein Erbe ausschlägt?

Wenn ein gesetzlicher oder ein nachgehender Erbe das Erbe ausschlägt, verliert er seine Stellung als Erbe. Er ist also nicht Teil der Erbengemeinschaft und hat keinerlei Mitspracherecht. Der Erbteil vererbt sich so, als ob er bereits gestorben wäre. Das heisst, unter Umständen erben seine Nachkommen, also die Kinder und Enkelkinder der Person, die das Erbe ausgeschlagen hat.

Nachkommen von Verstorbenen schlagen manchmal auch ein Erbe aus, um den überlebenden Elternteil besser zu stellen. Wenn alle gesetzlichen Erben das Erbe ausschlagen, wird der Nachlass vom Konkursamt liquidiert. Kommt bei der Liquidation ein Überschuss heraus, muss das Konkursamt diesen trotz der Erbausschlagung den ursprünglichen Erben ausliefern.

Manchmal schlagen Erben eine Erbschaft auch aus, weil sie überschuldet sind. So verhindern sie, dass ihre Gläubiger etwas erhalten. Die so geschädigten Gläubiger oder die Konkursverwaltung haben aber die Möglichkeit, die Erbausschlagung innert sechs Monaten anzufechten.

Was ist der Unterschied zwischen einem Erbverzicht und einer Erbausschlagung?

Ein Erbverzicht findet zu Lebzeiten des künftigen Erblassers statt. Dabei verzichtet der Erbe auf sein zukünftiges Erbe. Es gibt auch den Erbauskauf. Dabei verzichten die künftigen Erben gegen Entgelt auf das Erbe. Ein künftiger Erblasser macht dies häufig, um für die finanzielle Sicherheit des Partners zu sorgen.

Liegt ein Erbverzicht vor, wird im Todesfall bei der Erbfolge so verfahren, als ob es den Verzichtenden nie gegeben hätte. Ob dessen Nachkommen etwas erben, kommt darauf an, ob der Verzichtende nur für sich oder auch für seine Nachkommen auf das Erbe verzichtet hat.

Worauf sollte ich bei der Anwaltssuche in einer Erbschaftsangelegenheit achten?

Es gibt viele Gründe, warum du einen Anwalt benötigst, der dich bei einer Erbschaftsangelegenheit vertreten oder beraten soll. Gründe dafür können sein:

  • Du willst einen Erbvertrag unterzeichnen und möchtest dich vorher darüber beraten lassen.
  • Du erbst etwas und es gibt Unstimmigkeiten oder sogar Streitereien.
  • Du fühlst dich bei einem Testament ungerecht behandelt und willst wissen, ob alles seine Richtigkeit hat.
  • Du willst einen Erbvertrag erstellen und benötigst für die Planung rechtlichen Rat.

Das Wichtigste ist, dass du bei der Anwaltssuche darauf achtest, dass der Anwalt auch auf Erbrecht spezialisiert ist. Achte zudem nach Möglichkeit darauf, dass er in jenem Kanton tätig ist, der auch für die Bearbeitung des Erbfalls zuständig ist.

Welche Behörde ist für die Erbschaftsangelegenheiten zuständig?

Wer genau die Erbangelegenheit abwickelt, ist von Kanton zu Kanton verschieden. Dies können sein

  • Erbschaftsamt
  • Notar
  • zuständiges Regierungsstatthalteramt
  • Teilungsbehörde der Gemeinde

Welcher Kanton zuständig ist, hängt vom letzten Wohnsitz des Erblassers ab.

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