Gratifikation: Definition und Anspruch
Einige Arbeitgeber richten eine Gratifikation aus. Oft geschieht dies gegen Ende des Jahres, etwa als Weihnachtsgeld. Oder aber die Gratifikation richtet sich nach dem Geschäftsergebnis. Dann kann es auch sein, dass die Zahlung erst im Folgejahr erfolgt. Die Zahlung findet nicht selten im Dezember statt, wenn der Arbeitgeber keinen 13. Monatslohn ausrichtet, der Ende Jahr bezahlt wird. Auch für individuelle, gute Leistungen oder das Erreichen eines bestimmten Zieles gibt es manchmal Sonderzahlungen des Arbeitgebers. Hier erfährst du, was eine Gratifikation ist, wo der Unterschied zu einem 13. Monatslohn liegt und welche Rechtsansprüche ein Arbeitnehmer in Bezug auf die Gratifikation hat.
Was ist eine Gratifikation laut Arbeitsrecht?
Als Gratifikation wird eine Sonderzahlung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer bezeichnet. Diese ausserordentliche Zulage erhältst du als Arbeitnehmer zusätzlich zu deinem Lohn und zu bestimmten Anlässen. Ob dein Arbeitgeber dir eine Gratifikation ausrichtet oder nicht, ist zu einem grossen Teil seine freiwillige Entscheidung. Auch die Höhe der Zahlung liegt im Ermessungsspielraum des Arbeitgebers. Mit einer Gratifikation wird Arbeit, die bereits geleistet wurde honoriert oder ein Anreiz für gute Arbeitsleistungen in der Zukunft geschaffen. Es handelt sich nicht um Lohn, auch wenn die Summe in folgenden Rechtsgebieten wie ein Lohnbestandteil behandelt wird:
- Betreibungs- und Konkursrecht
- Steuerrecht
- Sozialversicherungsrecht
Das bedeutet, dass du als Arbeitnehmer für die Gratifikation Steuern bezahlst, davon Sozialabgaben abgezogen werden und sie bei einer allfälligen Lohnpfändung angerechnet wird.
Wer hat Anspruch auf eine Gratifikation?
Auch wenn die Ausrichtung einer Gratifikation grundsätzlich freiwillig erfolgt, kannst du als Arbeitnehmer in bestimmten Fällen eine solche Vergütung einklagen, beispielsweise, wenn es vereinbart wurde, dass sie bezahlt wird. Es gibt ausserdem einen Anspruch auf eine Gratifikation aus Usanz. Auch wenn eine Gratifikation und der Anspruch darauf nicht Bestandteil des Arbeitsrechts ist, gibt es eine bundesgerichtliche Rechtsprechung. Demnach besteht ein klagbarer Anspruch auf eine Gratifikation, wenn sie bisher
- regelmässig
- ohne Unterbruch
- ohne Vorbehalt
- während mindestens drei Jahren
ausgerichtet wurde. Dann wird angenommen, dass eine stillschweigende Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besteht.
Wie verhindert der Arbeitgeber, dass die Gratifikation als regelmässiger Lohnbestandteil gilt?
Arbeitgeber richten oftmals die Gratifikation unter dem Vorbehalt aus, dass sie freiwillig erfolgt. Durch die ausdrückliche Anmerkung bei der Auszahlung wollen Arbeitgeber verhindern, dass sie künftig zu einer Gratifikationszahlung verpflichtet sind. Die Freiwilligkeit muss aber echt sein und nicht nur eine leere Floskel. Auch ist es für Arbeitgeber empfehlenswert, auf der Lohnabrechnung die Gratifikation als freiwillige Sondervergütung zu bezeichnen.
Was muss bei der Ausrichtung einer Gratifikation vom Arbeitgeber beachtet werden?
Eine Gratifikation darf nicht ohne Gründe einzelnen Arbeitnehmern verweigert werden. Wenn die grosse Mehrheit der Angestellten eine Gratifikation erhält, darf nicht ein bestimmter Arbeitnehmer davon ausgeschlossen werden, solange er keine ernsthafte Pflichtverletzung begangen hat.
Die Besserstellung eines bestimmten Mitarbeiters oder einer Gruppe von Mitarbeitern ist jedoch zulässig, selbst wenn dies willkürlich geschieht. Es müssen also keinesfalls alle Arbeitnehmer gleich behandelt werden. Was aber nicht erlaubt ist, ist die willkürliche Schlechterstellung von Einzelnen. Ein Arbeitnehmer kann auch auf eine Auszahlung einer Gratifikation klagen, wenn es keinen Grund gibt, warum ihm keine Gratifikation ausgerichtet wird, während seine Arbeitskollegen eine erhalten. Im Einzelfall muss dies aber mit einem Anwalt, der sich auf Arbeitsrecht spezialisiert hat, besprochen werden.
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Wofür gibt es eine Gratifikation?
Gratifikationen werden aus unterschiedlichen Gründen bezahlt. Sie werden etwa als Belohnung für besondere Leistungen oder als Anreiz für eine weitere gute Zusammenarbeit zugesprochen. Eine Gratifikation kann an eine Bedingung geknüpft sein. Anlass für eine solche Zahlung kann sein:
- Betriebstreue
- Geschäftsergebnis
- ungekündigte Anstellung
- Erreichen eines Leistungsziels
Wann gibt es eine Gratifikation pro rata temporis?
Viele Arbeitgeber zahlen dir eine anteilsmässige Gratifikation, wenn du während des Jahres in ein Unternehmen eintrittst. Wenn du aber im Laufe eines Jahres austrittst, bekommst du oftmals nichts. Gemäss der Rechtsprechung muss dein Arbeitgeber dir die Gratifikation nicht ausbezahlen, wenn das Arbeitsverhältnis vor dem Eintritt der Ausrichtung der Sonderzahlung endet. Auch wenn eine Kündigung vorliegt, kann es sein, dass du keine Gratifikation mehr erhältst. Ob dies zulässig ist, kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein und muss mit einer Fachperson abgeklärt werden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Gratifikation und einem im Arbeitsvertrag vereinbarten 13. Monatslohn?
Ein 13. Monatslohn ist im Gegensatz zu einer Gratifikation immer ein Lohnbestandteil und damit ein Teil deines Arbeitsentgelts, das dir gemäss Arbeitsrecht zusteht. Er wird im Arbeitsvertrag festgelegt. Das sind schon die Hauptunterschiede zwischen einem 13. Monatslohn und einer Gratifikation. Der 13. Monatslohn ist, wie der Name sagt, ein Monatsgehalt. Dieses wird zusätzlich zu den zwölf normalen Monatslöhnen gezahlt. Wurde er vereinbart, hast du Anspruch auf 13 Monatslöhne pro Jahr. Wann innerhalb des Jahres du den zusätzlichen Monatslohn erhältst, ist aber nicht festgelegt. Es ist also auch möglich, dass du ihn monatlich, halbjährlich oder erst im Dezember erhältst. Die Modalitäten der Auszahlung können je nach Arbeitgeber erheblich variieren.
Erstellt: 08.12.2020 - Copyright: 2020 Swisscom Directories AG